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Preistaxen (1925)

1. Einleitung
2. Die Preistaxen
3. Die Bedeutung der Lehre von den Preistaxen für die Lehre von den Gesellschaftsformen

3. Die Bedeutung der Lehre von den Preistaxen für die Lehre von den Gesellschaftsformen

Die wichtigste theoretische Erkenntnis, die die grundsätzliche Untersuchung der Wirkungen der Preistaxen uns gibt, ist die, daß Eingriffe in die Preisbildung des Marktes in der auf dem Sondereigentum an den Produktionsmitteln beruhenden Gesellschaftsordnung gerade das Gegenteil von dem bewirken, was die Absieht bei ihrer Erlassung war. Wenn die Obrigkeit diese Folgen vermeiden will, dann darf sie nicht bei den einzelnen Maßnahmen, die in das Marktgetriebe eingreifen, stehen bleiben; sie muß Schritt für Schritt weitergehen, bis sie schließlich dazu gelangt, die Verfügung über die Produktionsmittel aus den Händen der Unternehmer und Kapitalisten selbst zu übernehmen. Es ist dann gleichgültig, in welcher Weise sie die Verteilung des Einkommens regelt, ob sie dem Unternehmer und Kapitalisten eine bevorzugte Stellung bei der Einkommensverteilung beläßt oder nicht. Das Entscheidende ist, daß sie es nicht bei dem einzelnen Eingriff bewenden lassen kann, sondern notwendigerweise weitergetrieben wird bis zur Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Daraus ergibt sich, daß die Vorstellung, es gebe zwischen einer Gesellschaftsverfassung, die auf dem Sondereigentum an den Produktionsmitteln beruht, und einer Gesellschaftsverfassung, die auf dem Gemeineigentum an den Produktionsmitteln beruht, irgendwelche Zwischenformen, etwa die des „regulierten“ Verkehrs, irrig ist. In der auf dem Sondereigentum an den Produktionsmitteln beruhenden Gesellschaftsordnung können die Preise durch nichts anderes geregelt werden als durch das Spiel des Marktes. Schaltet man dieses Spiel in irgendeiner Weise aus, dann verliert die Produktion der auf dem Sondereigentum beruhenden Gesellschaftsordnung ihren Sinn, sie wird chaotisch, und die Obrigkeit muß, um das Chaos zu verhindern, schließlich selbst die Verfügung über die Produktionsmittel an sich nehmen.

In diesem Sinne kann man der Auffassung der älteren Liberalen und eines Teiles der älteren Sozialisten beipflichten, daß es unmöglich sei, bei Aufrechterhaltung des Sondereigentums an den Produktionsmitteln den Einfluß des Marktes auf die Preisbildung und auf dem Wege über die Preisbildung auf die Produktion und Verteilung auszuschalten und Preise vorzuschreiben, die von denen, die der Markt bildet, abweichen. Es war kein unfruchtbarer Doktrinarismus, sondern tiefe Erkenntnis der gesellschaftlichen Grundsätze, wenn sie die Alternative formuliert haben, Sondereigentum oder Gemeineigentum an den Produktionsmitteln, Kapitalismus oder Sozialismus. In der Tat gibt es für die arbeitsteilige Gesellschaft nur diese beiden Möglichkeiten der Organisation; Zwischenformen irgendwelcher Art sind nur insofern denkbar, als ein Teil der Produktionsmittel im Eigentum der Gesellschaft und ein Teil in dem von Privaten sich befinden kann. Soweit aber Privateigentümern die Verfügung über die Produktionsmittel überantwortet ist, kann man den Marktpreis nicht durch äußere Eingriffe ausschalten, ohne gleichzeitig das regulierende Prinzip der arbeitsteiligen Produktion in einer solchen Gesellschaft außer Kraft zu setzen.