Die Stellung des Geldes im Kreise der wirtschaftlichen Güter (1932)

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Quelle: H. Mayer, F. A. Fetter, R. Reisch (Hg.), Die Wirtschaftstheorie der Gegenwart, Bd. II: Wert, Preis, Produktion, Geld und Kredit, J. Springer, Wien 1932, S. 309-318

Gliederung:

Einleitung
I. Gelddienst und Geldwert
II. Geldvorrat und Geldbedarf. Die "Umlaufsgeschwindigkeit" des Geldes
III. Die Geldwertveränderungen
IV. Das Geldsurrogat
V. Die Geldrechnung und das Problem der "Wertstabilität"

 

Einleitung
I. Gelddienst und Geldwert
II. Geldvorrat und Geldbedarf. Die "Umlaufsgeschwindigkeit" des Geldes
III. Die Geldwertveränderungen
IV. Das Geldsurrogat

Einleitung

Knies hat empfohlen, an die Stelle der üblichen Zweiteilung der wirtschaftlichen Güter in Genußmittel und Produktionsmittel eine Dreiteilung treten zu lassen: Produktions-, Genuß- und Tauschmittel.(1) Solche und ähnliche terminologische Fragen sind allein im Hinblick auf die Zweckmäßigkeit für die weitere wissenschaftliche Arbeit zu entscheiden; die Begriffsbestimmungen, die Gliederung der Erscheinungen und die Bezeichnungen haben ihre Brauchbarkeit in den Ergebnissen der Forschung zu bewähren, die sie verwendet. Legt man diesen Maßstab an die von Knies vorgeschlagene Einteilung und Benennung an, dann kann man kaum bestreiten, daß sie im höchsten Grade zweckmäßig ist. Es gibt auch keine Theorie der Katallaktik, die nicht tatsächlich von ihr Gebrauch macht; der Lehre vom Geldwert ist immer eine besondere Behandlung gewidmet, sie wird stets von der Erklärung der Preisgestaltung sowohl der Produktivgüter als auch der Genußgüter getrennt, wenn sie sich auch, was doch nur selbstverständlich ist, in die einheitliche Wert- und Preislehre einfügt. Mag man auch die Kniessche Ausdrucksweise und Dreiteilung im allgemeinen nicht allzuviel bewußt gebrauchen, in den entscheidenden Auseinandersetzungen geht man stets so vor, als ob man sie ganz übernommen hätte.

Man muß sogar feststellen, daß man in der Hervorkehrung der Sonderstellung des Geldes im Kreise der wirtschaftlichen Güter eher zuviel als zuwenig getan hat. Man hat die Probleme der Gestaltung der Kaufkraft des Geldes vielfach in einer Weise zu behandeln versucht, als ob sie nichts oder nur wenig gemein hätten mit den Problemen des nicht durch Geld vermittelten Tausches. Das hat zu einer Sonderstellung der Geldlehre geführt, die nicht von Vorteil für die Entwicklung der nationalökonomischen Erkenntnis gewesen ist. Noch heute begegnen wir immer wieder Versuchen, ungerechtfertigte Besonderheiten der Geldtheorie zu verteidigen.

Roschers oft wiederholter Ausspruch: "Die falschen Definitionen vom Gelde lassen sich in zwei Hauptgruppen teilen: solche, die es für mehr, und solche, die es für weniger halten als die kurrenteste Ware“,(2) gilt nicht nur für die Frage der Gelddefinition. Selbst viele von denen, die die Geldlehre als einen Teil der Katallaktik ansehen, gehen zu weit in der Hervorkehrung der Sonderstellung der Geldlehre. Und doch bietet dieser Zweig unserer Wissenschaft genug Schwierigkeiten; man muß nicht erst künstlich Probleme konstruieren, die gegebenen machen schon reichlich zu schaffen.

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(1) Vgl. Knies: Geld und Kredit, I. Abteilung, 2. Aufl., S. 20ff. Berlin, 1885.

(2) Vgl. Roscher: Grundlagen der Nationalökonomie, 25. Aufl., S. 340. Stuttgart und Berlin, 1918.