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1930-1939

Beitrag für 'Der Stand und die nächste Zukunft der Konjunkturforschung' (1933)
Die Legende vom Versagen des Kapitalismus (1932)
Der Streit um die Wertlehre (1932)
Der Kampf um die englische Handelspolitik (1932)
Die Stellung des Geldes im Kreise der wirtschaftlichen Güter (1932)

Der Kampf um die englische Handelspolitik (1932)

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Quelle: Mitteleuropäische Wirtschaft Nr. 449, 25 Juni 1932; der Artikel ist abgedruckt im Buch “”http://www.buchausgabe.de/public_products/Der-unbekannte-Mises-Friedrich-A-v-Hayek-Institut-Kurt-R-Leube-Ludwig-von-Mises-167">Der unbekannte Mises", erhältlich bei buchausgabe.de.

Im Herbst 1931 und in den ersten Monaten 1932 hat Großbritannien auf dem Wege der Abkehr von der liberalen Wirtschaftspolitik, der es seine Größe und seinen Reichtum verdankt, stärkere Fortschritte gemacht als in dem Menschenalter, das seit Josef Chamberlains imperialistischer Agitation verstrichen ist. England ist währungspolitisch und handelspolitisch zum schärfsten Protektionismus übergegangen.

In den Wochen, die den großen Entscheidungen unmittelbar vorangingen, haben acht Lehrer der London School of Economics und Layton, der Herausgeber des Economist, unter Führung von Sir William Beveridge eine Kampfschrift erscheinen lassen, die mit wissenschaftlichem Ernst das Problem der Schutzzölle von allen Seiten behandelt. Dieser kleine Sammelband ist nun, von Friedrich Thalmann übertragen, auch dem deutschen Leserkreis zugänglich gemacht worden. Die deutsche Ausgabe (Verlag Julius Springer) führt mit Recht den Titel: „Zölle, Lehrbuch des internationalen Handels.“ Denn obwohl die Schrift im besten Sinne des Wortes eine Gelegenheitschrift ist, behält sie über den Augenblick hinaus, für den sie zunächst bestimmt war, eine dauernde Bedeutung durch die Tiefe und Gründlichkeit, mit der sie das Problem erfaßt. Die Londoner Universität mit ihrer seit 1895 errichteten London School of Economics steht wohl an Alter und Ehrwürdigkeit hinter den berühmten englischen Universitäten von Oxford und Cambridge zurück, übertrifft aber auf dem Felde der Nationalökonomie und Soziologie bei weitem die älteren Lehr- und Forschungsanstalten. Die Stimmen der hervorragenden Männer, die an dieser Stätte lehren, haben wohl Anspruch darauf, überall vernommen zu werden.

In vortrefflicher Weise werden in der kleinen Schrift alle Argumente der Schutzzöllner geprüft und widerlegt. Doch diese Untersuchungen gehen über den Rahmen einer bloß auf die Handelspolitik beschränkten Arbeit hinaus; sie führen zu allen anderen Fragen der Wirtschaft und zur Erörterung der Ursachen der Weltwirtschaftskrise. Es wird klar gezeigt, daß die Versuche, bestimmte Gruppen von Preisen den Einwirkungen des Marktes zu entziehen, um sie ohne Rücksicht auf die Gestaltung von Angebot und Nachfrage festzulegen, in dem Gefüge der auf dem Sondereigentum an den Produktionsmitteln beruhenden Gesellschaftsordnung Störungen hervorrufen müssen. Nur durch die Preisveränderungen können Angebot und Nachfrage einander angepasst und die Produktion in jene Wege geleitet werden, die der Verbrauch verlangt. Das kapitalistische Wirtschaftssystem kann nicht arbeiten, wenn man den Markt- und Preismechanismus zerstört. Die Starrheit der Geldlöhne und der Zinssätze hat die Anpassung der Wirtschaft an die geänderten Verhältnisse unmöglich gemacht und die Störungen, die sich daraus ergeben, glaubt man durch protektionistische und inflationistische Maßnahmen bekämpfen zu können. Da auch diese sichtlich versagen müssen, ertönt immer lauter der Ruf nach Planwirtschaft, das heißt nach Vollsozialisierung.

Sir William Beveridge und seine Mitarbeiter, besonders die Professoren Bowley, Gregory, Plant und Robbins sowie Schwartz, der Redakteur der englischen Konjunkturberichte, haben sich durch die Herausgabe dieser Schrift ein großes Verdienst erworben. Die Schrift wird auch in der deutschen Ausgabe viele Leser finden.