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Die Essenz der Wiener Schule der Ökonomie und ihre Relevanz für heute

Die Freiburger Schule / Die Essenz
Ökonomie als Sozialwissenschaft

Ökonomie als Sozialwissenschaft

Ökonomie als Sozialwissenschaft

Die Wiener Schule war
niemals bloße Ökonomie, sondern immer ein sozialwissenschaftliches
Forschungsprogramm im weitesten Sinne. So überrascht es nicht, daß
Vertreter dieser Tradition wesentliche Beiträge in den entferntesten
Disziplinen leisteten. Besondere Erwähnung verdient die
Auseinandersetzung mit dem Recht, da hier im Laufe des letzten
Jahrhunderts die größte Korrumpierung und der größte
Erkenntnisrückschritt stattfanden. So treten Nachfolger der Wiener
Schule heute als einsame Warner vor dem erdrückenden Rechtspositivismus
auf. Friedrich August von Hayek entdeckte in seinen
rechtsphilosophischen Studien die Vorzüge des Gewohnheitsrechtes
wieder, das mit seiner traditionalen Ausrichtung im Zeitalter der
Aufklärung so sehr unter Druck geraten war. Murray N. Rothbard,
Mises’ bedeutendster Schüler in den USA, wiederum fand zurück zur
Naturrechtstradition. Rothbard war zwar auch ein ausgezeichneter
Historiker, der sich große Verdienste beim Ausgraben vergessener Denker
erworben hat, seine politischen Ambitionen und sein Versuch, liberale
Ideologie rationalistisch zu untermauern, führten allerdings auch zu
einer eher ahistorischen Auffassung von „Naturrecht“, die dessen
Wirkung auf die engen Kreise der „libertarians“ beschränkte.

Genau
jene Aspekte der Wiener Schule, die heute nicht Teil des Mainstreams
sind, gehören zu ihren größten Errungenschaften und sind damit von
besonderem, bleibendem Wert. Dazu gehört jener epistemologische Zugang,
der jeder Objektivierung und „Meßbarkeit“ widersteht, weil er reale
Menschen als freie und verantwortungsfähige Akteure in den Mittelpunkt
rückt. Oder die Unternehmertheorie, insbesondere in ihrer
Ausformulierung durch Ludwig von Mises, die ebenfalls
persönliche Verantwortung groß schreibt und daher Politikern und
Managern (im Gegensatz zu Schumpeters ungenügender, aber – o Wunder! –
viel populärerer Fassung) den schönen Titel „Unternehmer“ vorenthält.
Von besonderer Aktualität ist die Konjunkturzyklustheorie, die nicht
nur die derzeitige, sondern auch historische Wirtschaftskrisen korrekt
vorhergesehen hat, allerdings aus verständlichen Gründen unbeliebt ist.

Dieses
Forschungsprogramm ist so alt wie die Menschheit und steht doch erst in
seinen Kinderschuhen. Denn Macht ist eine faustische Verlockung für
Intellektuelle; die Produktion von Unsinn ist ein hervorragendes
Beschäftigungsprogramm, die Legitimierung von Macht schließlich schafft
dafür auch die materielle Grundlage. Die „Wiener Schule“ ist somit eine
Episode in jenem ewigen Widerstreit zwischen Illusion und Realität,
zwischen Täuschung und Erkenntnis, zwischen Bequemlichkeit und
Verantwortung. Sollte dereinst dieses Forschungsprogramm wieder seine
wahre Bedeutung erfahren, wird auch der historische Bezug zu Wien nicht
mehr von Bedeutung sein, genausowenig wie die Betrachtung einer
„Schule“; bis dahin erinnert uns die Bezeichnung daran, in welchen
Büchern wir nachschlagen können, um den Faden der Erkenntnis wieder
aufzunehmen.