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2.3. Güterkonzentration, Monopolisierung und Wettbewerb

I.
II.
III.
IV.
V.

V.

[S.138] Wenn nicht einfach ein Monopol für eine suboptimale Güterversorgung verantwortlich sein kann, sondern nur Gewalt, politisches Handeln, wie steht es mit dem zweiten Problem: Monopolpreisen? Aufgrund der vorangehenden Ausführungen sollte es nicht mehr überraschen, wenn sich auch dies Problem als illusionär entpuppt: als Problem, dessen Existenz sich lediglich begrifflicher Konfusion verdankt, und mit deren Beseitigung in Nichts auflöst. In der Tat sind die Probleme ‚suboptimale Versorgung’ und ‚Monopolpreis’ im Grunde identisch. Intuitiv wird dies erkennbar, wenn man sich die Frage vorlegt, was denn im Hinblick auf die vom Monopolisten geforderten Preise sonst das Problem darstellen sollte – wenn nicht die Tatsache einer aus ihnen resultierenden suboptimalen Güterversorgung?! Immerhin ist die Monopoltheorie aber in hinreichend unterschiedlicher preistheoretisch-angebotsorientierter Sprache abgefaßt, um eine gesonderte Analyse auch dieses Problemaspekts geboten erscheinen zu lassen. Sie wird zeigen, daß die Unterscheidung zwischen Monopolpreisen und Wettbewerbs- (Nicht-Monopol) preisen illusionär ist, da in einer anarchischen Ordnung beide Sorten von Preis begrifflich nicht operabel voneinander unterschieden werden können, und ein spezifisches Monopolpreisproblem von daher, als ein in der Realität eindeutig identifizierbares Problem, gar nicht existieren kann.[FN61]

Naturgemäß muß am Anfang dieses Nachweises die Definition des Begriffs Monopolpreis stehen. Sie ist durch die neoklassische Ökonomie (die in diesem Fall auch die österreichische Schule einschließt) überliefert.[FN62] Monopolpreise sind demnach durch zwei Merkmale definiert: Zum einen ist es für das Vorliegen eines Monopolpreises erforderlich, daß es einen Monopolisten gibt, einen einzigen Verkäufer eines bestimmten homogenen Gutes G, der in der Lage ist, die Angebotsmenge von G in der Erwartung einzuschränken, damit Preiserhöhungen für Einheiten von G in solcher Höhe durchsetzen zu können, daß der Gesamterlös aus dem Verkauf von G den bei größerem Angebot erzielten übertrifft. Zum anderen ist es zum Gegebensein eines Monopolpreises aber ebenso erforderlich, daß der Monopolist mit seiner Vermutung über die (inelastische) Nachfragekurve bezüglich G auch tatsächlich recht hat; denn erweist sich seine Annahme über die Form der Nachfragekurve als falsch, und führt die monopolistische Verknappung nicht zu den erwarteten Preissteigerungen, so daß der Gesamterlös aus dem Verkauf von G unter, nicht über dem vorher erzielten Niveau liegt, so gibt es, wiewohl einen Monopolisten, so doch keinen Monopolpreis. „Monopoly is a prerequisite for the emergence of monopoly prices, but it is not the only prerequisite. There is a further condition required, namely a certain shape of the demand curve. The mere exis- [S.139] tence of monopoly does not mean anything in this regard. The publisher of a copyright book is a monopolist. But he may not be able to sell a single copy, no matter how low the price he asks. Not every price at which a monopolist sells a monopolized commodity is a monopoly price. Monopoly prices are only prices at which it is more advantageous for the monopolist to restrict the total amount to be sold than to expand its sales to the limit which a competitive market would allow.”[FN63]

Ein so definierter Monopolpreis läßt sich weder von am Handlungsgeschehen aktiv Beteiligten, noch von wissenschaftlich-uninteressierten Beobachtern von einem Nicht-Monopolpreis unterscheiden; folglich kann an ihm nicht mehr oder weniger falsch sein als an jedem anderen Preis auch; und folglich sollten alle Preise konzeptuell einheitlich behandelt werden (sofern sie, wie angenommen, unter Geltung eines einheitlichen Systems von Rechtsregeln zustandegekommen sind).

Der Grund hierfür liegt in der prinzipiellen Ununterscheidbarkeit einer a) ‚monopolistischen Restriktion’ und einer in ihrer Folge erfolgreich durchgesetzten Erhöhung eines Preises vom Wettbewerbs- auf ein Monopolpreisniveaus, und b) einer ‚normalen’, vom Monopolisten aufgrund einer Nachfrageänderung vorgenommenen ‚Reallokation’ von Produktionsfaktoren und einer in ihrer Folge herbeigeführten Veränderung im System relativer Preise (die auch Erhöhungen bestimmter Preise von einem inzwischen sub-kompetitiv gewordenen niedrigeren Niveau auf ein mittlerweile erhöhtes Wettbewerbsniveau umfassen). Jedes Ereignis, das nach a) gedeutet werden kann, läßt sich auch entsprechend b) deuten, und umgekehrt. Es existiert kein objektives Kriterium, anhand dessen ein Beobachter entscheiden könnte, ob eine durch einen Monopolisten durchgesetzte Preiserhöhung einen Monopolpreis darstellt, oder aber eine normale, veränderten Nachfrageverhältnissen angepaßte Erhöhung bestimmter relativer Preise. ‚Von außen’ betrachtet sehen beide Ereignisse gleich aus. Und auch ‚von innen’, aus der Sicht des handelnden Monopolisten, gibt es keine Möglichkeit, beides begrifflich so zu trennen, daß Vorgänge der einen Art unabhängig von Vorgängen der anderen Art identifiziert werden könnten: indem der Monopolist einen restriktiven Akt, mit bestimmten Preiserhöhungen im Gefolge vollzieht, führt er den zurückgehaltenen Faktor gleichzeitig (logischermaßen) einer anderen, von ihm höher bewerteten Verwendung zu und ist insoweit zugleich (wenn auch auf einem anderen Sektor der Güterproduktion) expansiv, d. i. preissenkend, tätig. Dies gilt, solange der Monopolist nur überhaupt intentional handelt (also immer): solange nämlich präferiert er eine Sache gegenüber einer anderen; solange impliziert die Verwendung eines Produktionsfaktors für einen Zweck die Nicht-Verwendung für einen anderen Zweck; und solange ist der mit jeder veränderten Verwendung eines Faktors verbundene restriktive Aspekt einer Handlung untrennbar mit einem komplementären expansiven Handlungsaspekt verkoppelt, und hat gleichzeitig nicht nur negative, sondern auch positive Auswirkungen im Hinblick auf das für bestimmte Produktionsfaktoren erzielbare Einkommen. Selbst der Monopolist kann nicht entscheiden, ob die von ihm durchgesetzten Preiserhöhungen das Ergebnis monopolistischer Restriktion sind, oder das Ergeb- [S.140] nis einer komplementären, Nachfrageänderungen folgenden Produktionsexpansion – sie sind immer sowohl das eine wie auch das andere![FN64] „Thus“, faßt M. Rothbard zusammen, „we cannot use ‚restriction of production’ as the test of monopoly vs. competitive price. A movement from a subcompetitive to a competitive price also involves a restriction of production of this good, coupled, of course, with an expansion of production in other lines by the released factors. There is no way whatever to distinguish such a restriction and corollary expansion from the alleged ,monopoly-price’ situation. – If the ‘restriction’ is accompanied by increased leisure for the owner of a labor factor rather than increased production of some other good on the market, it is still the expansion of the yield of a consumer good leisure. There is still no way of determining whether the ‘restriction’ resulted in a ‘monopoly’ or a ‘competitive’ price or to what extent the motive of increased leisure was involved. – To define a monopoly price as a price attained by selling a smaller quantity of a product at a higher price is therefore meaningless, since the same definition applies to the ‘competitive’ price as compared with a subcompetitive price.”[FN65]