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3.2.2.2. Umverteilung: verstaatlichte Produktion

I.
II.
III.

II.

[S.175] Abgesehen vom Aspekt der Fehlallokation von Produktionsfaktoren verschärft die Verstaatlichung der Produktion den Prozeß relativer gesellschaftlicher Verarmung auch durch einen Rückgang in der Qualität der mit einer gegebenen Ressourcenallokation hergestellten Produkte. – Ein normales, nicht-subventioniertes Unternehmen [S.176] läßt sich nur dann in gegebener Größe aufrechterhalten und gegebenenfalls ausbauen, wenn es seine Produkte mindestens zu kostendeckenden und möglichst zu darüberliegenden Preisen absetzen kann. Da über den Absatz der Produkte deren relative Qualität bzw. deren relative Preisgünstigkeit (als eins unter anderen Qualitätsmerkmalen), so, wie sie von potentiellen Käufern wahrgenommen wird, entscheidet, müssen die Produzenten bei ihrer Produktion ständig auf wahrgenommene Produktqualität bzw. Preisgünstigkeit bedacht sein. Nicht irgendein seitens des Produzenten einseitig-beliebig festgesetztes oder festsetzbares Kriterium entscheidet darüber, was Qualität ist (einschließlich irgendwelcher wissenschaftlich-technisch definierter Standards), sondern ausschlaggebend ist allein das in der erläuterten Weise objektive (nicht einseitig-beliebig manipulierbare) Kriterium des effektiven Produktabsatzes. Dies Kriterium garantiert zwar (wieder) nicht, daß nicht auch minderwertige bzw. überteuerte Produkte angeboten werden, aber es sorgt gleichwohl für eine souveräne Stellung von Konsumenten vis a vis Produzenten; denn wenn letztere nicht über kurz oder lang ihre zu Produktionszwecken eingesetzten Ressourcen aufzehren, sondern ihre Stellung erhalten und ausbauen wollen, so müssen sie ständig bemüht sein, die Qualität der von ihnen hergestellten Güter Konsumentenwünschen entsprechend zu verbessern.

Im Vergleich dazu tritt im Fall eines staatlich subventionierten Unternehmens eine Verschlechterung hinsichtlich der Produktqualität ein, weil die damit verbundene Umverteilung von Ressourcen eine Umverteilung von relativ effizienten zu relativ ineffizienten Produzenten impliziert. Davon abgesehen jedoch hat auch der ineffiziente Produzent (nachdem ihm die zusätzlichen Ressourcen unsinnigerweise zugeteilt worden sind) selbstverständlich, genauso wie der effizientere, ein unmittelbares Interesse daran, Produkte von möglichst hoher Qualität herzustellen; denn solange die Entscheidung über fortgesetzte Subventionierung nicht bei ihm selbst liegt und eine Lobbyistentätigkeit mit Kosten verbunden ist, sind und bleiben seine zukünftigen Erlöse und ist und bleibt seine zukünftige Stellung als Produzent abhängig von dem durch Qualitätswahrnehmungen seitens freiwilliger Konsumenten bestimmten Produktabsatz. – Anders jedoch im Fall der sich selbst subventionierenden Unternehmung Staat: Wenn die zukünftigen Erlöse unabhängig von einem kostendeckenden Produktabsatz werden, weil man sie auch ohne diesen (durch Besteuerung) zu erzielen vermag, dann gibt es für einen solchen Produzenten keinen Grund mehr, in der Weise um Produktqualität bemüht zu sein wie es noch ein fremdsubventioniertes Unternehmen sein muß. Ob die Produkte in den Augen der Konsumenten etwas taugen oder nicht – das zukünftige Einkommen ist gesichert! Warum sollte man besondere Anstrengungen auf dem Gebiet der Qualitätsverbesserungen unternehmen?!

Genauer noch: Nimmt man an, die Arbeiter und Angestellten eines staatlichen Unternehmens seien nicht mehr und nicht weniger arbeitssam als die privater Unternehmungen auch, Arbeit sei ihnen vielmehr allen, im Durchschnitt gesehen, gleichermaßen Freude und Greuel (eine überaus vorsichtige Annahme: denn mit einiger Sicherheit läßt sich sagen, daß die eine Sorte von Unternehmen im großen und ganzen auch einen anderen Charaktertypus als Beschäftigten anzieht als die [S.177] andere, und im öffentlichen Dienst. von daher von vornherein eine relativ größere Zahl von vergleichsweise ineffizienten Personen anzutreffen ist!); und nimmt man weiter an, beide Beschäftigtengruppen seien im Durchschnitt gleichermaßen an ihrem Einkommen und dessen Verbesserung interessiert (und hätten umgekehrt eine gleich starke Abneigung gegenüber Einkommenseinbußen), so muß die Qualität der mit einer gegebenen Ressourcenallokation in einem staatlichen Unternehmen hergestellten Güter (gemessen an der Nachfrage freiwilliger Konsumenten) geringer ausfallen als sie in einem entsprechenden privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen ausfallen würde, da das Einkommen dieser Personen in vergleichsweise geringerem Ausmaß davon abhängig ist, daß sie verkäufliche Produkte herstellen, und sie auf die Herstellung solcher Produkte von daher weniger Arbeit verwenden werden (und stattdessen relativ mehr auf das, was ihnen selbst Spaß macht!).

Nur wenn die im Staatsdienst (im Unterschied zu den in der Privatwirtschaft) beschäftigten Personen Übermenschen oder Engel wären, könnte das Ergebnis anders sein (aber dasselbe Ergebnis würde dann schon wieder eintreten, wenn die menschliche Rasse insgesamt sich auf ein höheres Niveau liftete: selbst Engel würden, wenn sie im Staatsdienst arbeiteten, mindere Qualität produzieren als ihre vergleichbaren Engelkollegen in der Privatwirtschaft!). Solange dies aber nicht der Fall ist, ist die in Gestalt verminderter Produktqualität auftretende gesellschaftliche Verarmung durch Verstaatlichung der Produktion absolut unvermeidlich; und erst deren Aufhebung würde sie beenden und würde im übrigen die für den sogenannten öffentlichen Dienst charakteristische, aus offenkundigen legitimatorischen Gründen erfolgende, Betonung arbiträrer, von Konsumentenbewertungen unabhängiger Effizienzkriterien (,auch wir arbeiten hart’ ist der an der Sache völlig vorbeigehende Schlachtruf zuständiger Gewerkschaften!) überflüssig machen.