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1910-1919

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Rezension: Geldwert in der Geschichte von Andreas Walther (1912)

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Quelle: Archiv für Sozialwissenschaften und Sozialpolitik 35:1, Juli 1912, S. 241

Walther, Andreas, Privatdozent an der Universität Berlin: Geldwert in der Geschichte. Ein methodologischer Versuch. (S. A. aus »Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte«.) Stuttgart und Berlin 1912, W. Kohlhammer. 52 S. Mk. 1,20.

In einer scharfsinnigen und gründlichen Untersuchung, welche von weitreichender Beherrschung der umfangreichen methodologischen Literatur zeugt, versucht es der Verfasser, die Bedeutung der preisgeschichtlichen Arbeitsweise für die historischen Disziplinen zu beleuchten. Daß er sich dabei an die Budgetmethode und zwar vor allem an die Ausgestaltung und Verfeinerung, die ihr Wieser gegeben hat, anlehnt, wird jedem, der den gegenwärtigen Stand der Forschung kennt, als selbstverständlich erscheinen. Klar und deutlich stellt der Verfasser als das Ziel der preisgeschichtlichen Untersuchungen, die der Historiker von seinem Standpunkt aus zu pflegen hat, die Gewinnung einer lebendigen Anschauung von dem sozialen Gebrauchswerte und von der sozialen Bedeutung der in den Urkunden und sonstigen Geschichtsquellen vorkommenden Preisangaben auf.

Nur um eine Darstellung in Anschauung könne es sich dabei handeln, einem Spezialisten in einem Teilgebiet ökonomischer Statistik seien seine Zahlen alle voll von Leben, er habe seine Anschauung direkt durch langes Sicheinfühlen in die ökonomischen Schichtungen der Zeit gewonnen und brauche sie nicht erst zu borgen aus der Anschauung, die wir durch lange Uebung mit der Geldeinheit zu verbinden gewohnt sind. Der Laienfrage: »wie viel ist das nach unserem Gelde?« müsse entgegengesetzt werden, daß jedes Uebersetzen, vor allem bei sehr verschiedenartigen Sprachen Anfängerbehelf sei und daß das Ziel sein müsse, jede Sprache aus ihrem eigenen Wesen heraus, das stets unübersetzbar sei, zu verstehen, sich in sie einzufühlen. Diesem schönen Programm wird der Verfasser freilich untreu, wenn er Skalen ökonomischer und sozialer Schichtung aufzustellen versucht, wenn er nach »Normalbudgets« fahndet und wenn er schließlich selbst seine Haupt- und Hilfsskalen zu kombinieren versucht. Er übersieht, daß der Begriff des Normalen für den Historiker und Preisstatistiker unanwendbar ist, und wenn er es schließlich als eine der Aufgaben der preisgeschichtlichen Untersuchung bezeichnet, festzustellen, wie groß der Geldbetrag der Vergangenheit sei, der etwa mit unseren 12 000 Mk. verglichen werden könne, so übersieht er, daß dies ebensowenig von Bedeutung sein kann, wie die Frage, ob ein karolingischer Graf mit einem preußischen Regierungspräsidenten oder mit einem preußischen Oberpräsidenten äquipariere. Der Verfasser ist eben in seinen Konzessionen an die in Historikerkreisen noch immer herrschende Auffassung zu weit gegangen. Bei der praktischen Durchführung seiner Methode, welche er in Verbindung mit Arbeiten zu vergleichender Verwaltungsgeschichte ankündigt, werden seine eigentlichen Absichten zweifellos besser zutage treten. Jedem Statistiker und Historiker sei die kleine scharfsinnige Arbeit auf das angelegentlichste zur Lektüre empfohlen; sie wird ihm eine Fülle von Anregung bieten.

(L. v. Mises.)