Neue Beiträge zum Problem der sozialistischen Wirtschaftsrechnung (1923)

Diesen Artikel können sie auch im PDF-Format hier (Grösse: 166kb) herunterladen.

Quelle: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 51 (1923) S. 488-500

Der Artikel kann wie folgt unterteilt werden:
Einleitung S. 488 – I. Arthur Wolfgang Cohn: Kann das Geld abgeschafft werden? S. 489 – II. Karl Polányi: Sozialistische Rechnungslegung S. 490 – III. Eduard Heimann: Mehrwert und Gemeinwirtschaft S. 492 – IV. Kautsky: Die proletarische Revolution und ihr Programm/Leichter: Die Wirtschaftsrechnung in der sozialistischen Gesellschaft S. 497

Einleitung
I. Arthur Wolfgang Cohn: Kann das Geld abgeschafft werden?
II. Karl Polányi: Sozialistische Rechnungslegung
III. Eduard Heimann: Mehrwert und Gemeinwirtschaft
IV. Kautsky: Die proletarische Revolution und ihr Programm/Leichter: Die Wirtschaftsrechnung in der sozialistischen Gesellschaft

Einleitung

Das Problem der Wirtschaftsrechnung ist das Haupt- und Grundproblem des Sozialismus. Daß man es bis in die jüngste Zeit nicht einmal gesehen hat, ist auf zwei Umstände zurückzuführen. Für die Anhänger der objektiven Werttheorien lag hier überhaupt kein Problem. Wenn der Wert objektiv erkennbar und rechenbar ist, dann kann auch einer sozialistischen Gesellschaftsordnung in der Wirtschaftsrechnung keine Schwierigkeit erwachsen. Hätte man freilich versucht, die Gestaltung einer gemeinwirtschaftlichen Gesellschaftsordnung durchzudenken, dann hätten sich die Widersprüche der objektivistischen Wertlehren bald zeigen müssen, und man wäre wohl auch von dieser Seite her zur Erkenntnis gelangt, daß es mit der klassischen Wertlehre nicht gelingen kann, das Wertproblem befriedigend zu lösen. Doch die Beschäftigung mit den Problemen der sozialistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung war vom Marxismus mit einem strengen Verbot belegt worden, das jeder achten mußte, der sich nicht dem Verdachte der Unwissenschaftlichkeit aussetzen wollte. Man durfte den Sozialismus preisen, man durfte jedoch über ihn nicht nachdenken.

Jetzt aber ist das Problem einmal gestellt worden, und man kann ihm nicht länger behutsam ausweichen. Ich glaube den Nachweis erbracht zu haben, daß ein sozialistisches Gemeinwesen überhaupt nicht imstande wäre, in der Wirtschaft zu rechnen, so daß Wirtschaften, rationales Handeln, im Sozialismus nicht durchführbar wäre.(1) Nun liegen einige Arbeiten vor, die zu einem andern Ergebnis gelangen wollen.(2)

_______________________________________________________

(1) »Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen« (in diesem
Archiv, 47. Bd., S. 86-121) und »Die Gemeinwirtschaft, Untersuchungen
über den Sozialismus«, Jena 1922 (bes. S. 100-110, 119-129, 199-210).

(2) Der kurze Aufsatz von Franz Meyer, »Die Krisis in der Theorie der
Sozialisierung« (Sozialistische Monatshefte, 6o. Bd., S. 150-154)
begnügt sich damit, das Problem der sozialistischen
Wirtschaftsrechnung zu umschreiben, verzichtet jedoch darauf, seine
Lösung zu versuchen.